Willkommen zu unserer heutigen Erkundung. Wir wagen heute mal einen besonderen Blick. Ja, einen Blick in die Zukunft, genauer gesagt ins Jahr 2149. Genau. Und von dort schauen wir zurück auf unsere eigene Zeit, oder besser gesagt, auf das frühe 21. Jahrhundert. Richtig. Es geht um Aron Dalets Dissertation, die analysiert Cherlé Rocks Werk Comedia Humana. Ein fiktives Werk, müssen wir sagen, aber Dalet nutzt es, um etwas über die Krisen des Anthropozäns zu erzählen. So die Idee, richtig? Du bekommst quasi eine Außenperspektive. Ganz genau. Und Dalet, der sieht Lerrocks fiktive Weise als eine Art psychotopografische Karte unserer Epoche. Psychotopografisch? Okay, das klingt komplex. Was heißt das? Stell dir vor, eine Reise, ein Abstieg in ein sogenanntes Kapitalinferno. Und danach ein Aufstieg durch ein Fegefeuer der Fragmente. Klingt sehr allegorisch. Wohin geht die Reise? Das Ziel ist die mysteriöse Zeitbasis Alice. Und wir versuchen heute zu entschlüsseln, was diese Reise über unsere Zeit aussagt. Laut Dalet und seinem Doktorvater, Dr. Voss, der das Ganze, wie du sagtest, neurohistorisch kommentiert? Genau, als Analyse des damaligen Zeitgeistes, der damaligen, ja, Denkweise. Okay, dann lass uns mal starten. Wo bedingt diese Reise von Thierry Lerrock? Alles fängt im Dezember 2048 an. Dalet nennt das die Erste Dissonanz. Die Erste Dissonanz. Ja, Lerrock erlebt einen kompletten Zusammenbruch. Mental, aber auch seine Daten. Alles kollabiert. Ein persönlicher Crash also? Ja, aber Dalet sagt, das ist eben nicht nur persönlich, es ist ein Symptom. Ein Symptom wofür? Für den systemischen Zusammenbruch des großen Narrativs vom, naja, vom unendlichen Wachstum. Ah, okay. Dieses alte Mantra? Genau. Und ausgelöst wird das, laut Dalet, durch sowas wie ein quantisches Flüstern. Eine ganz kleine, subtile Störung im System mit riesigen Folgen. Ein persönlicher Absturz als Spiegelbild des Systems. Krass. Und dann direkt? Ins Kapitalentferno. Exakt. Das ist die erste große Sphäre dieser Reise. Eine Hölle, aber eine selbstgemachte. Selbstgemacht. Ja, eine Psychotopografie des Neoliberalismus, nennt Dalet das. Sie spiegelt die kollektiven Fehler der Zeit. Gier, Oberflächlichkeit, blinder Glaube an Technologie. Quasi die Sünden der Epoche? Sozusagen. Strukturiert wie Dantes Inferno, aber als moderne Gesellschaftskritik. Dalet nennt das Etude de Meurs, Sittenstudien. Mit eigenen Kreisen? Ja, Kreise wie der der Influencer und Markenheiligen oder der der Wachstumsbesessenen. Wow. Und Lerock begegnet dort symbolisch den Geistern des Kapitals. Marx, Adam Smith. Sie verkörpern die Widersprüche. Puh, das klingt echt nach einer Abrechnung. Eine Hölle, die wir uns selbst gebaut haben. Was kommt danach? Du sprachst vom Fegefeuer. Genau, das Fegefeuer der Fragmente. Das ist die nächste Sphäre. Eher eine der Reflexionen. Etudes philosophique, nennt Dalet es. Also Läuterung, Reinigung? Jein, nicht im religiösen Sinn von Buße. Es geht mehr um die Konfrontation. Konfrontation mit womit? Mit Bruchstücken der Wahrheit. In einer Welt, die ihre Werte verloren hat, so die Analyse, eine Leere der Werte. Klingt anstrengend. Ist es wohl auch. Dalet spricht von einem Ort des kollektiven Gedächtnisverlustes und er sagt, man braucht dafür radikale Ambiguitätstoleranz. Die Fähigkeit, Widersprüche auszuhalten? Genau das. Laroque trifft dort auf philosophische Geister wie Arendt oder Camus, aber sie repräsentieren nur einzelne Wahrheitssplitter, oft widersprüchliche. Also keine einfachen Antworten mehr, nur noch Fragmente und Widersprüche. Das fühlt sich irgendwie bekannt an. Ja, vielleicht. Welche generellen Diagnosen, welche Krankheiten leiten Dalet und Vos denn aus dieser ganzen Reise ab? Für das Anthropozän, unsere Zeit. Sie sehen da einige Kernprobleme gespiegelt. Zum Beispiel eine fast schon religiöse Technikgläubigkeit. Die Maschine als Religion sozusagen. Okay, kennen wir was noch? Dann ein systemischer Mangel an Empathie. Ganz gravierend. Dazu kommt Realitätsüberladung, ständige Reize, Informationen, die Flut und die Polykrise. Polykrise? Ja, personifiziert als die vier Schatten. Konsum, Kontrolle, Klima und Kollaps. Ein System, das an zu vielen Fronten gleichzeitig kämpft und zerbricht. Letztlich, so Dalet, eine tiefgreifende Entmenschlichung. Die ganze Reise ist wie ein, ja, ein Scan der Späten Moderne. Und das Ziel? Die Zeitbasis Alles. Was ist das? Ein besserer Ort? Eine Utopie? Interessanterweise nicht wirklich ein Ort. Dalet beschreibt es eher als einen Zustand. Er nennt ihn Transluzider. Transluzider? Ja, eine Sphäre der Erkenntnis, der Synthese und vor allem der Verantwortung. Also kein geografisches Paradies? Nein. Alles steht symbolisch für ein erwachtes, planetares Bewusstsein. Für Verbundenheit, Gleichgewicht. Das erinnert stark an die Gaia-Hypothese, oder? Der Planet als vernetztes System. Stimmt. Also geht es um einen inneren Wandel, nicht um äußere Flucht? Genau darum geht es. Okay, wenn wir das mal versuchen zusammenzufassen. Lerox Comedia Humana, gelesen durch diese Zukunftsbrille von 2149. Das ist schon eine ziemlich schonungslose Analyse unserer Zivilisation im Krisenmodus. Absolut. Eine schmerzhafte Anatomie des Selbstbetrugs, nennt Dalet es. Gefangen in dieser neoliberalen Logik- und Technik-Hörigkeit. Und er spricht ja auch von der perfiden Vertrautheit dieser Probleme. Dass wir die Warnsignale vielleicht sogar als Spektakel konsumiert haben. Ja, das ist ein wichtiger Punkt. Vielleicht erkennst du ja selbst Echos davon in unserer heutigen Welt. Auch wenn das alles Fiktion ist, Litrocks Werk, Dalets Analyse. Definitiv ein Gedankenwert. Und das bringt uns zu einem letzten Zitat für dich aus den fiktiven Archiven dieser Zeitbasis, Alice. Okay, ich bin gespannt. Es lautet, Erlösung ist ein Systemfehler. Erwachen ist der Fehler im System. Erwachen ist der Fehler im System. Was könnte das bedeuten? Tja. Vielleicht, dass echte Veränderung eben kein sanfter Übergang ist. Kein Teil des Plans. Sondern eher ein bewusster Bruch. Ein Fehler in dem, was wir als normal ansehen. Ein starker Gedanke zum Mitnehmen.